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Sag mir, wo die Fachkräfte sind...

... wo sind sie geblieben?

Ob ein neu getexteter Schlager eventuell Erfolg in der Mitarbeitersuche bringt? Jobanzeigen sind kreativ wie nie zuvor. Und das müssen sie auch sein, um die 0815-Headlines, wie we are hiring, #stellefrei, Job zu vergeben oder Wir suchen, gewinnbringend auszutauschen. Doch nicht nur das, auch Arbeitsplätze dürfen neu gedacht werden und Führungsetagen dazu stimuliert, wirkliche Führung zu übernehmen. Nicht von oben nach unten, sondern auf einer Ebene. Wie Zugvögel auf ihrem Weg in die klimagerechte Umgebung, hin zum Wohlfühlort. Denn genau das beschreibt der aktuelle Trend auf dem Arbeitsmarkt: sich wohl fühlen. Das darf durchaus auch im Job sein. Das Leben passiert meist von Montag bis Sonntag, mindestens 365 Tage im Jahr. Da wäre es von Vorteil, sich nicht nur an den Wochenenden oder im Urlaub lebendig und gut zu fühlen.

Ein Umbruch findet statt: Arbeit darf Freude sein.

Es gab noch nie so viele Jobangebote wie heute – und so wenige Bewerber. Doch woran liegt das? Wir haben uns auf Spurensuche begeben. Auch im eigenen Interesse.

Egal, wo wir hinschauen, mit wem wir uns unterhalten oder was wir lesen - ständig stoßen wir auf die Nachfrage nach Mitarbeitern. Selbst in Einkaufscentern stehen große Schautafeln mit verschiedenen A4-Zetteln und dem Aufruf, eine Arbeitsstelle zu vergeben. In Festanstellung, mit mindestens 25 Tagen Urlaub und ein sicheres Einkommen. Seit vielen Jahrzehnten wird diese Komfortzone angeboten. Das hat lange funktioniert. Bis gestern. Seit ein paar Jahren beobachten wir einen Trend, der alte Muster durchbricht. Die jüngere Generation bemisst ihren Wert als Menschen nicht mehr an ihrer Arbeitsleistung. Sie sucht eine Vereinbarkeit mit Job und Leben. Sie leben nicht, um zu arbeiten und wollen nicht nur arbeiten, um leben zu können. Diese Generation sucht beides. Eine Aufgabe, die zum Leben passt und fließende Grenzen. Why not!

Die Evolution zeigt uns, dass bisweilen eine Revolution gestartet werden muss. Damit das Individuum sich weiterentwickeln kann. Arbeitsumfelder sind weitreichender und es haben sich Tätigkeiten entfaltet, die vor fünfzig Jahren nicht denkbar waren. App-Entwickler, Social Media Manager, Daten-Analysten. Vor allem im Bereich der IT entstanden viele neue Berufsfelder.

Die Pandemie und ihre Auswirkung

Mit Wachstum kommt immer Veränderung. Diese bekommen wir vor allem in den letzten zehn Jahren und noch stärker seit 2020 zu spüren. Die Corona-Pandemie drängte einige Berufe während des Lockdowns in den Stillstand. Doch statt sich dem Dornröschenschlaf hinzugeben, wurde viele in die Kurzarbeit verbannte, aktiv und haben sich umorientiert. Das bekommt unter anderem die Gastronomiebranche zu spüren. Restaurants schließen, weil es an Mitarbeitern mangelt. Mitarbeiter, die sich andere Jobs suchten, um zu überleben. Zum Verlassen der „Komfortzone“ gezwungen, entwickelten sie sich in neue Tätigkeiten und wurden zu DHL-Fahrern oder Sachbearbeitern, strebten Weiterbildungen an oder begannen, von zu Hause aus, zu arbeiten. Familienfreundlich, mit festen Arbeitszeiten und freiem Wochenende. Fast identisch geht es im Handel zu. Es fehlt an allen Ecken an Mitarbeitern.

Die Generationen zwischen Arbeit und Leben

Hinzu kommt, dass die Generation der Babyboomer das Rentenalter erreicht hat oder kurz davor steht. Das sind die Mitte der 1950er bis Mitte der 1960er-Jahre geborene. Eine Generation, die sich stark über Leistung definiert und deren Eigenwert proportional mit der Arbeitskurve wächst. Das sind Menschen, die hart und viel arbeiteten. Leute mit einem hohen Bedürfnis nach Sicherheit, einem Jahresurlaub und dem Sparkonto bei der Sparkasse. Hier zählen Werte wie Zuverlässigkeit, Strebsamkeit und Ordnung. Arbeit sollte keinen Spaß, sondern eine sichere Beschäftigung und ein Einkommen erzielen. Diese Generation ist es gewohnt, Fließbandjobs zu verrichten, nicht zu jammern und einfach weiterzumachen. Keine Fragen stellen, aus Angst, den Job zu verlieren. In spätestens zehn Jahren erreichen auch die Mittsechziger geborenen das Rentenalter. Dann ist der Peak der fehlenden Mitarbeiter am höchsten. Keine Generation danach war so geburtenstark.

Die nachfolgende Generation X lernte direkt von ihren Eltern, dass Arbeit an erster Stelle steht. Der Begriff Schlüsselkinder entstand in dieser Zeit. Das waren die Kinder, die nach der Schule keine Betreuung durch ihre Eltern erfuhren. Sie verbrachten oftmals auf sich allein gestellt die Nachmittage. Daraus entwickelte sich ein Gefühl der Verlorenheit, aber auch eine große Eigenständigkeit, die bei vielen in einer späteren beruflichen Selbstständigkeit wurzelte. Eine Generation von Machern, aber auch eine Altersgruppe von Burn-out gefährdeten.

Die Frage nach dem Leben

Ihnen folgt die Generation Y. Why?, gesprochen. Warum? Die in den 1980er bis Ende der 1990er-Jahre geborenen, begannen die Sinnhaftigkeit ihrer beruflichen Tätigkeiten zu hinterfragen. Noch immer mit einem hohen Sicherheitsbedürfnis belastet, begannen sie erstmals, Arbeit und Leben so zu kombinieren, dass beides möglichst im Einklang ist. Die sogenannten Millennials sind übermäßig gebildet und sehr technikaffin. In politisch und wirtschaftlich unruhigen Zeiten aufgewachsen, verliert der strikte Lebenslauf seinen roten Faden. Das Leben ist nicht mehr so planbar wie das der Eltern. Ihre hohe Bildung wollen die Y‘er lieber gegen Erfüllung eintauschen, die sie in für sich passenden Jobs suchen. Fleiß, Ausdauer und stetes Lernen werden nicht infrage gestellt. Im Gegenzug werden Ruhepausen, Erholung und ein ausbalanciertes Privatleben eingefordert. Die Millennials lernen, mit ihren Kräften zu haushalten. Lieber dreißig Stunden fokussiert in der Woche arbeiten, als mindestens vierzig Stunden die Zeit absitzen. Lieber weniger Geld, dafür mehr persönliche Freiheit.

Lieber persönliches Wachstum statt Tischkicker und Obstkorb

Die Arbeitsbedingungen haben sich geändert. Fachkräfte lassen sich nicht mehr mit einem Obstkorb und Wasser for free hinter dem Smartphone hervorlocken. Andere Benefits werden wichtiger: unter anderem Beteiligung an externen Weiterbildungen, garantiertes Remote- oder Homeoffice arbeiten, Zuschuss zur Kinderbetreuung, Mitspracherecht bei Firmenentscheidungen, mehr Möglichkeiten zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge, relevante Gehaltserhöhungen etc.. Und dass die viel versprochenen flachen Hierarchien wirklich eingehalten werden. Die Lebenszeit, die die Generation Y gegen Arbeit eintauscht, möchte entweder erfüllend sein oder, wie bei der Generation X, mit einem hohen Gehalt bezahlt werden.

Fazit

Unternehmen werden aufgefordert, umzudenken, Schranken zu öffnen und den Arbeitsmarkt vielfältiger zu gestalten. Ein Aufeinandereinlassen statt Hierarchiedenken. Doch nicht nur Unternehmen sind gefragt, auch das Land, in dem wir leben. Wir wünschen uns mehr Interessenvertretung für Selbstständige, die mit ihren Steuern dazu beitragen, dass die Wirtschaft funktioniert. Wir wünschen uns eine engere Zusammenarbeit mit Freelancern, ohne dass ein Rentensystem diese aus diversen Gründen als Scheinselbstständig deklariert. Das blockiert beide Seiten und am Ende fällt der wirtschaftliche Ertrag für alle geringer aus. Wer sich für die Selbstständigkeit entscheidet, weiß, warum. Wer als Angestelle:r arbeitet, hat ebenso seine Gründe. Machen wir es doch weniger kompliziert. Die Babyboomer-Jahre sind längst vorbei. Stellen müssen nachbesetzt oder aufgelöst werden. Unternehmen können wachsen oder müssen schließen. Dazwischen ist wenig Platz – vor allem für Individualität. Doch diese wird in den nächsten Jahren verstärkt eingefordert. Es ist an der Zeit. Wir brauchen Typen, gute Fachkräfte und gesunde Menschen, die für eine starke Wirtschaft sorgen. Wir sind gern dabei!

Welche Aspekte haben wir nicht betrachtet? Was denkst du? Wir freuen uns über regen Austausch.

Posted in Karriere, News on Jan 17, 2023